Josi unter Flieder

Ich mikro-abenteure jetzt — Essen 1

Es gibt Wörter, die sind so schlecht, dass man sie einfach verwenden muss. Ich finde, „Mikro-Abenteuer“ gehört eindeutig dazu, sagt er doch nichts anderes aus, als dass man seinen Allerwertesten ohne große Planungen aus der inzwischen eingedeutschten Comfortzone bewegt und schaut, was einem so passiert.

Mir wurde dafür der perfekte Anlass für einen solchen Ausbruch geschenkt (obwohl man natürlich gar keinen braucht): Claudio von https://pegasoreise.de/ hat mich eingeladen, mit ihm für seinen wunderbaren Podcast zu plaudern. Ich fühl mich total geehrt! Schließlich war ich bisher nur in den Staaten länger unterwegs, während sonst gestandene (gesessene?) Motorradweltreisende bei ihm sitzen. Aber der Claudio erkennt offenbar mein Potential :-). Lange Rede, kurzer Sinn: Weil ich keine Lust auf ein Bildschirminterview habe, bin ich gestern in Kiel aufgebrochen, um am Donnerstag, 10 Uhr bei ihm in Essen zu sein und zu plaudern. Die Motorrad-Vagabundin darf endlich wieder unterwegs sein!

Weil vor der Abfahrt noch mein Putzjob, Mittagessen, Mittagschlaf und Packen standen, bin ich erst gegen fünf aus Kiel raus und nur bis ins 75 km entfernte Glückstadt gekommen. Was okay war, schließlich habe ich fast alle Zeit der Welt. Schon auf der Fahrt durch Felder, Waldstücke und Moore war wieder klar: Darum fahre ich Motorrad. Um diese Freiheit zu erleben.

Halb acht Ankunft in Glückstadt, einem ganz entzückenden kleinen Städtchen, das corona-bedingt natürlich auf Sparflamme lief. Mein Bauch, auf den ich gern höre, verlangte nach Bruschetta und Rotwein, aber ein geöffneter Italiner war nicht zu finden. Zum Glück!
Vernünftig wäre es es gewesen, jetzt fix einen Platz für das Zelt zu suchen, aber Hunger geht vor.

Schließlich bin ich im Traditionsrestaurant „Kleiner Heinrich“ gelandet, bekam leckere Matjes, eine Stunde Feinarbeit an meinem Buch – und den wundervollen Satz: „Die Mutter unseres Koch hat einen Garten, er hat grad angerufen, Sie können dort zelten!“

Ist das zu fassen? Meine Frage, ob ich in Deutschland so unkonventionell unterwegs sein kann wie in den Staaten, scheint sich mit „Ja, warum zur Hölle auch nicht?!“ zu beantworten. Meine Wohltäter waren Marc, der aushilfsweise als Koch arbeitet (gelernt), hauptberuflich aber das Brautmodenstudio „Des Kaisers neue Kleider“ in HH (https://www.facebook.com/DesKaisersNeueKleiderHamburg/) betreibt. Mädels, wenn ihr was plant: Hin da! Ich selbst witzele zwar gern, dass ich Heiratsanträge sammle, bin mit meinem Liebsten unverheiratet aber so glücklich, dass mehr nicht auszuhalten wäre.

Mark und seine Mutter Helga schenkten mir nicht nur die Nacht in ihrem Garten, sondern auch eine WhatsApp, die mich noch im Schlafsack erreichte: „Frühstück steht im Garten!“
Ich bin ein Motorrad-Vagabundinnen-Sonntagskind 🙂

So, genug für heute – ich muss ja auch noch fahren, um etwas zu erleben, von dem ich dann berichten kann.

Bis später!