Frau auf Motorrad, Eva Strehler, Eva hin und weg, BMW

Fellows Ride – ein Kreis schließt sich

Wenn sie wüssten …

Wenn sie wüssten… Wenn sie wüssten, dass ich nie wieder fahren werde, dass es gar nicht mehr geht …

Es war 2014, meine Eltern besuchten mich im schleswig-holsteinischen Neumünster. Ich wohnte nicht dort, ich war im Krankenhaus. Genauer: in einer psychiatrischen Klinik. Nach fast sieben Jahren Ruhe hatte ich wieder eine Depression bekommen, so schwer, dass eine Aufnahme alternativlos war.

Nach einigen Wochen in der Klinik war Besuch aushaltbar – und natürlich wollten meine Eltern mich endlich besuchen. Ich habe sogar einen Ausflug mit ihnen gewagt, sie kannten mein Motorrad Josi noch nicht. Das Titelbild zeigt uns am Tag des Kaufs etwa ein halbes Jahr zuvor.

Dieser Tag Anfang Oktober ’13 war einer der schönsten in meinem Leben – alle, die lange auf ihr Motorrad hingeträumt und -gespart haben, werden wissen, was ich meine. Man platzt vor Freude.

Nun also standen wir drei vor der geöffneten Garage. Mein Vater staunte über Größe und Gewicht der Maschine, meine Mutter wiederholte immer wieder „Das könnte ich nicht, nein, das könnte ich wirklich nicht.“

Wenn sie wüsste, dass ich es auch nicht mehr kann …

Ich glaube, es gab nur wenige Momente in meinem Leben, in denen wir dermaßen ähnlich fühlten. Ich war überzeugt davon, nie wieder fahren zu können. Nie wieder sicher im Umgang mit Josi zu sein, nie wieder selbstsicher genug, um den Leerlauf zu verlassen, nie wieder aufmerksam genug, um im Straßenverkehr zu bestehen.

Bevor das Garagentor sich wieder senkte, hab ich Josi am Reifen berührt und mich ganz leise von ihr verabschiedet.

 

Die Fellows Rides

Frau auf gelbem BMW-Motorrad, Eva Strehler, Eva hin und weg, auf Weg in WaldIhr wisst, dass ich wieder fahre – ohne die wunderbare Klinik und gute Medikamente hätte ich das nie geschafft.

Ich bin dankbar für jeden Kilometer, den ich seitdem fahren darf (außer für die bei unter 3°).

Und irgendwie war es klar, dass die großartige Bewegung Fellows Ride ihren Platz in meinem Leben finden würde. Der Würzburger Dieter Schneider ist nach der Selbsttötung seines depressionskranken Sohnes zwei Jahre lang durch die Welt gefahren, um mit seiner Trauer klarzukommen und irgendwie das Phänoment Depression zu verstehen. Er hat mit vielen Menschen in unterschiedlichsten Ländern und Kulturen gesprochen.

Aus seiner Reise ist der Film Ride, don’t hide entstanden, in dem auch ich von meinen Erfahrungen erzählen durfte.

2021 gab es den ersten Fellows Ride in Würzburg. 2022 gab es schon vier Fellows Rides, und für dieses Jahr sind 14 (!) geplant. Wahnsinn, oder?

Einer dieser 14 findet am 9.9. in Kiel statt. Und man kann sich schon anmelden – ebenso wie für die anderen Fellows Rides.

 

Was wollen die Fellows Rides?

Natürlich sollen sie Spaß machen. Eine Ausfahrt mit 200-300 Motorrädern hat man schließlich nicht alle Tage!

Aber die Rides wollen mehr: Aufmerksamkeit für das Thema Depression verstärken und Spenden für depressionsbezogene Projekte sammeln.Logo Fellows Ride, Motorrad, Charity, Ausfahrt, Motorcycling and doing good

Also: Bist du dabei? Hier kannst du dich für Kiel und/oder andere Fellows Rides anmelden.

 

Wir sehen uns!

 

 

 

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