Es ist seltsam, diese Reise zu planen. Zuerst war das Ziel die Mongolei, schon lange mein Traum. Wenn ich aber ohne Stress reisen will, komme ich mit Polly und dem Gespann nicht innerhalb einiger Monate hin und zurück, dafür muss ich mir also etwas anderes ausdenken. Das neue Ziel, quasi auf dem Weg in die Mongolei, ist das Pamir-Gebirge (ein paar Appetithappen findet ihr im vorigen Artikel).
Tourenplanung
Die Routenfindung verlief in etwa so: Mist, obenrum – also oberhalb des Schwarzen Meeres u.a. durch die Ukraine und Russland – kann ich derzeit nicht. Also untenrum. Na, mal gucken, was da so ist:
So vertraut, so gut
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- Polen _ endlich mal durch Breslau fahren!
- Slowakei _ sooooo schön!
- Ungarn _ fix durch
- Rumänien _ endlich wieder durch die Maramures fahren und im verzauberten Breb übernachten – und dann im Süden des Landes das Tierheim besuchen, aus dem Polly kommt
- Bulgarien _ kenn ich nicht, hab nicht mal Vorstellungen davon, und eigentlich will ich ja nur durch
Die Fremde
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- Türkei _ Okay, ab jetzt fühlt es sich fremd an. Bekloppt, wo ich doch mehr Türken kenne als Bulgaren (zwei, um ehrlich zu sein, aamit steht es immerhin 2:0). Aber emotional ist hier – wahrscheinlich in Istanbul zwischen Europa und Asien – die erste richtige Grenze.
- Iran _ Ach, hier ist das schon??? Mist, bei der aktuellen Lage ist das eine andere Nummer. Aber ist es wirklich überall gefährlich? Bombardieren die USA das ganze Land? Nein, bisher nicht. Und das Verrückte ist: Reisende, die (auch jetzt!) durch den Iran gefahren sind, schwärmen. Von der Landschaft und von den Menschen – für viele ist es das Highlight ihrer ganzen Tour. Deshalb will ich den Gedanken an eine Durchfahrt auch noch nicht loslassen – ich muss mich ja auch erst in der Türkei entscheiden, ob ich durchfahre oder nicht. Gibt es einen Weg drumherum?
- Untenrum nicht.
- Obenrum könnte man durch Armenien (soll traumhaft schön sein!) und Aserbaidschan (Hallo? Bergkarabach, braucht man das?? Und lassen die im Moment überhaupt Touristen ins Land?) fahren. Dann über das Kaspische Meer – offenbar fährt zwischen Baku und Turkmenistan alle paar Tage etwas, das mit viel gutem Willen als Fähre bezeichnet werden kann. Durch ein paar der pragmatisch -istan-Staaten genannten Länder hindurch käme ich dann nach Tadschikistan und ins Pamir-Gebirge.
- Pakistan _ Noch so ein Land, von dem ich schändlicherweise keine Vorstellung habe. Aber immerhin eines, bei dem mir nicht sofort Bomben einfallen, dafür aber Hochwasser ohne Ende.
- Afghanistan _ Schluck. Kennt man aus den Nachrichten: Taliban, Armut, Zerstörung, Verzweiflung – braucht kein Mensch.
Aber …
Bis vor Kurzem habe ich Iran, Pakistan, Afghanistan in eine Kategorie Länder gepackt: repressive Regierungen und Bewohner, die die A…-Karte gezogen haben. Warum sollte jemand dorthin reisen wollen? Warum sollte ich dorthin reisen wollen?
Und gleichzeitig berichten Reisende durch diese Länder immer wieder: Selbst unter diesen Regierungen erkämpfen die Menschen sich – so weit wie möglich – ihr eigenes Leben. Die wohl krassesten Berichte habe ich in Stephan Orths Couchsurfing im Iran* gefunden. Ich muss zugeben, dass ich einiges von dem, was er schreibt, nicht so recht glauben kann. Aber selbst wenn nur die Hälfte stimmt, erwarten Reisende zahllose unfassbar freundliche Menschen und Freiheiten, die wir im Iran nie vermuten würden.
Pakistan wäre allein schon deshalb großartig, weil Amin, der Taxifahrer, mit dem ich auf meiner USA-Tour in Baltimore so einen Heidenspaß hatte, aus Pakistan kommt. Wie schön wäre es, dort Verwandte oder Bekannte von ihm zu treffen!
Afghanistan, wie gesagt, braucht kein Mensch. Dachte ich, bis ich Khaled Hosseinis Drachenläufer* wieder- und Roger Willemsens Afghanische Reise* zum ersten Mal gelesen habe. Beide haben in mir trotz allen Schreckens eine unglaubliche Zärtlichkeit für dieses Land geweckt. Ja, beide Bücher sind älter. Ja, seitdem ist noch viel mehr Schreckliches passiert. Aber es gibt eben diese nachrichtenabgewandten Seiten – und die will ich kennenlernen. Und auch wenn ihr jetzt lacht: Ich will die Drachen in Afghanistan steigen sehen.
(c) kiterunnerblog
Also …
War vor einer Weile das Ziel das Ziel, so ist in den vergangenen Wochen der Weg zum Ziel geworden – was beim Reisen ja ohnehin vor Vorteil ist.
Ich habe keine Ahnung, wie weit ich kommen werde. Bis zum östlichen Ende der Türkei dürfte es aber kein Problem sein. Und dann sehe ich ja, was im Iran so los ist, ob ich weiterfahre oder nicht, ob ich anders fahre oder nicht.
Ja, ich bin neugierig, ja, ich bin manchmal auch leichtsinnig. Aber zum einen lebe ich doch recht gern, zum anderen habe ich dieses Mal Polly dabei. Ich habe also nicht vor mich irgendwie in Gefahr zu begeben.
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